Ein Wurm vergeht in schleimigen Wahrheiten
Gewölbekeller Schloss Burgdorf, 2023
Die schwarzen, wurmartigen Keramikvasen hängen an einem Metallgerüst träge dem Boden entgegen. Darin schwimmt am Grund ein dünner Wasserboden. Beim Hereinschauen spiegelt die glatte Ober- fläche ein Gesicht zurück, wie beim Blick in einen Sodbrunnen.
Daneben, eingerahmt von abgewinkelten Stahl-Blechen, steht eine Serie an Kaltnadelradierungen, inspiriert von freien Skizzen zur Gotthelf Sage. Eingefasst in einen Acrylglasrahmen, schwanken sie zwischen erkennbaren Figuren und Abstraktion hin und her.
Begonnen habe ich mit dem Projekt im Auslandssemester in New York, wo vielleicht gerade die Distanz zur Heimat und der Grossstadt-Tumult zu einer Rück-Orientierung nach Burgdorf geführt hat. In der Recherche ist mir dabei die bereits vielfach aufgegriffene Gründungssage von Gotthelf über den Weg gelaufen, welche ich im Folgenden studiert habe. Die bildstarke Sage, Die Gründung Burgdorfs, oder Die beiden Brüder Sintram und Bertram hat dabei das Projekt weitgehend inspiriert. Dennoch soll sich die Installation nicht ausschliesslich an der Sage orientieren, sondern in einen zeitgenössischen Kontext treten, indem sie unseren Drang zur Identifikation hinterfragt und eine neue, offene Form von Wahrheit umrandet.
Hier fügt sich die Arbeit auch in einen grösseren Zusammenhang mit meinen künstlerischen Arbeiten ein und beleuchtet ein breiteres Interesse an epistemologischen Fragen in der Kunst. Das heisst, ich stelle mir häufig die Frage, welche Art von Wahrheit die Kunst produziert, und wie diese zum Wahrheitsbegriff in der wissenschaftlichen Forschung steht. Für mich hat die Kunst hier eine Fähigkeit zur Offenheit, eine ehrliche Undeutlichkeit und kann so viel besser ambivalente Begebenheiten abbilden.
Generell arbeite ich oft installativ und medial breit gefächert, mit einem besonderen Fokus auf dem Licht als immer wiederkehrendes Element. Das Licht fasziniert mich dabei sowohl auf einer philosophischen, als auch auf einer ästhetischen Ebene und begründet ein Interesse an optischen Forschungsgeräten und wissenschaftlicher Forschung im Allgemeinen.